Ich meine Ja.
Fehler sind menschlich und unvermeidlich.
Grundsätzlich beschreibt Fehlerkultur, den Umgang mit Fehlern und deren Folgen innerhalb eines Unternehmens oder einer Gruppe von Menschen.
Zwei Möglichkeiten stehen bereit:
Die offene und vor allem sanktionsfreie Fehlerkultur. Hier werden Fehler als Lern- und Wachstumsmöglichkeit gesehen. So sind Mitarbeiter:innen motiviert Fehler zu kommunizieren, zu analysieren und zu korrigieren.
Die geschlossene gegebenenfalls gar strafende Fehlerkultur hingegen hindert offene Kommunikation – in allen Bereichen – innerhalb des Unternehmens, führt zu Vertuschung und Schuldzuweisungen gepaart mit „Opferhaltungen“ bei allen Mitarbeiter:innen. Angst davor Fehler zu machen verhindert Produktivität und Effizienz. Und mindert die Leistungsfähigkeit des Unternehmens.
Eine ausgewogene Fehlerkultur fördert sowohl Mitarbeiter:innen-Gesundheit, als auch Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter:innen und die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.
Sie lässt zu, dass erkannte Fehler umgehend und offen kommuniziert werden, die daraus möglicherweise resultierenden Folgen geringer ausfallen und eine Fehlerwiederholung eher vermieden werden kann. Aus Fehlern lernen in der Regel alle Beteiligten. Sie haben Teil an einer Weiterentwicklung und Neuentwicklung von Lösungen die letztlich maßgebend sind für eine Anpassung an sich ständig verändernde Märkte.
Laut einer Studie von EY (1) zur Fehlerkultur in deutschen Unternehmen schätzen 90 Prozent der befragten Führungskräfte und 86 Prozent der befragten Angestellten eine gute Fehlerkultur als wichtig bis sehr wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit ein. Die Studie zeigt aber auch, dass es in der Praxis noch viel Verbesserungspotenzial gibt. So sprechen nur 35 Prozent der Führungskräfte offen über eigene Fehler, während 65 Prozent dies nicht tun. Auch bei den Angestellten gibt es eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit: 77 Prozent wünschen sich eine offene Fehlerkultur, aber nur 51 Prozent erleben diese auch.
Wie können Unternehmen also eine bessere Fehlerkultur etablieren? Hier sind einige Tipps:
- Fehler als Lernmöglichkeit sehen: Anstatt Fehler zu ignorieren oder zu bestrafen, sollten sie als Anlass genommen werden, um die Ursachen zu verstehen, die Konsequenzen zu minimieren und die Prozesse zu optimieren. Dabei sollte der Fokus auf der Lösung liegen, nicht auf der Schuldfrage.
- Fehler offen kommunizieren: Eine transparente Kommunikation über Fehler fördert das Vertrauen und die Zusammenarbeit im Team. Mitarbeiter sollten ermutigt werden, eigene Fehler einzugestehen und um Hilfe zu bitten, ohne Angst vor negativen Bewertungen oder Sanktionen zu haben. Führungskräfte sollten als Vorbilder dienen und eigene Fehler offenlegen und reflektieren.
- Fehler tolerieren: Niemand ist perfekt und jeder macht mal einen Fehler. Solange es sich nicht um grobe Fahrlässigkeit oder wiederholte Verstöße handelt, sollten Mitarbeiter für ihre Fehler nicht abgestraft werden, sondern Unterstützung und Feedback erhalten. Eine gewisse Fehlertoleranz ermöglicht es den Mitarbeitern, kreativ zu sein und Risiken einzugehen, ohne ständig unter Druck zu stehen.
- Fehler feiern: Eine positive Einstellung zu Fehlern kann dazu beitragen, die Angst vor dem Scheitern zu reduzieren und die Lernbereitschaft zu erhöhen. Anstatt nur Erfolge zu würdigen, sollten auch Misserfolge anerkannt werden, wenn sie wertvolle Erkenntnisse oder Verbesserungsvorschläge liefern. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel, regelmäßig einen „Fuckup Award“ für den größten oder lustigsten Fehler zu vergeben.
Eine ausgewogene Fehlerkultur ist weder Selbstläufer noch derzeit selbstverständlich. Es erfordert kontinuierliche Anstrengung, Verzicht auf übermäßige Kontrolle, Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter:innen und ein hohes Maß an Kommunikation.
Was denken Sie zu diesem Thema? Ist das (noch) ein Thema für Sie? Schreiben Sie mir. Ich freue mich auf einen Austausch mit Ihnen.
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